„Das innerste Problem der neuen Pädagogik besteht darin, jedem Kinde das zu geben, was seine Gegenwart jeweils verlangt.“ (M. Montessori, Grundlagen meiner Pädagogik S. 33)
Maria Montessoris „Kosmische Erziehung“ ist ihre Antwort auf das Entwicklungsbedürfnis für Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren:
- das Kind ist bereits eine entwickelte Persönlichkeit
- Kinder dieser Entwicklungsperiode brauchen große Dimensionen, dann entwickeln sie Freude an der Arbeit
- Kinder dieser Entwicklungsstufe erforschen den Kosmos und die Erde mithilfe ihrer Vorstellungskraft
- die geistige Kapazität des Kindes verändert sich von einem absorbierenden in einen forschenden, argumentierenden und diskutierenden Geist
- Schulkinder brauchen viele andere Kinder, es entwickelt sich der Wunsch der Gruppenzugehörigkeit
„Die Gesetze, die das Universum regieren, können für das Kind interessant und wunderbar gemacht werden, noch interessanter als die Dinge als solche, und das Kind beginnt zu fragen: Wer bin ich? Welche Aufgabe hat der Mensch in diesem wunderbaren Universum? Leben wir lediglich für uns selbst, oder gibt es mehr für uns zu tun? (...)“ Maria Montessori: To Educate the Human Potential
Die vier Stammgruppen mit Montessori-Ausrichtung sind Teil der Grundschule Erckert und in das Schulgeschehen der Schulstelle und des Schulsprengels eingebunden. Da Schulen mit Montessori-Ausrichtung staatliche Regelschulen sind, werden die Ziele der Rahmenrichtlinien des Landes berücksichtigt. Sie folgen zudem dem Schulprogramm der Schule.
100 Schülerinnen und Schüler besuchen derzeit die jahrgangsgemischten Gruppen mit Montessori Ausrichtung.
„Die Grundlage ist also nicht das Nachdenken darüber, wie man das Kind lehren oder erzieherisch beeinflussen kann, sondern wie man ihm eine Umgebung schaffen kann, die seiner Entwicklung förderlich ist, um es dann in dieser Umgebung sich frei entwickeln zu lassen.“ (M. Montessori, Grundlagen meiner Pädagogik S. 50)
Unsere Philosophie:
Um seiner Lebenskraft (Hormè) zu folgen, die jedes Kind in sich trägt, bedarf es einer vorbereiteten Umgebung die die Freiheit der Wahl, der Zeit, der Arbeit, der Sozialform und des Ortes erlaubt. Wir gehen als Pädagogen davon aus, dass Kinder arbeiten wollen und neugierig sind. Sie brauchen Bewegung und dafür auch den Platz. Ebenso ist die Kommunikation eine humane Tendenz. Schulkinder wollen laut denken, philosophieren, sich austauschen. Unsere Aufgabe sehen wir darin dem Kind die Chance zu geben sein Potenzial zu entfalten.
Lernumgebung
Die Kinder lernen in vier Gruppenräumen sowie einem Sprachenraum. Der Unterricht setzt sich aus Freiarbeit und gebundenem Unterricht zusammen. In der Freiarbeit arbeiten die Kinder im Bereich Sprache (deutsch und italienisch), Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Musik mit Materialien aus der vorbereiteten Umgebung, welche selbstentdeckendes und handlungsorientiertes Lernen ermöglichen.
Die Schülerinnen und Schüler wählen für eine bestimmte Zeit den Lerngegenstand, das Material, den Lernort und den Lernpartner weitgehend frei aus. Die Lehrperson bietet Einführungen in die Materialien und Themenbereiche an und begleitet und beobachtet die Schülerinnen und Schüler auf ihrem Lernweg.
Verbindlich eingetragene Stunden sind Englisch, Sport und Bewegung und Religion.
Jahrgangsgemischtes Lernen
„Wir müssen Kindern, die älter sind als sechs Jahre, helfen, ihren natürlichen Neigungen nachzugehen.“ (M. Montessori, The Human Tendencies and Montessori Education, S. 25)
Seit dem Schuljahr 2017/2018 lernen die Schülerinnen und Schüler in 4 jahrgangsgemischten Stammgruppen. Nach Maria Montessori wirkt sich die durch die Jahrgangsmischung ergebende Vielfalt in der Lerngruppe positiv auf die kognitive und soziale Entwicklung der Schüler und Schülerinnen aus. Insbesondere sprechen folgende Gründe für eine Jahrgangsmischung:
Individuelle Lernfortschritte ermöglichen
Die Kinder arbeiten in einer vorbereiteten Umgebung mit Montessorimaterialien, so dass eine Differenzierung nach Lernvermögen, Lernfähigkeit, Motivationslage und Rhythmus möglich ist. Begabte Kinder erhalten durch ältere Kinder und die im Klassenraum vorhandenen Materialien weitere Anregungen. Lernverzögerte Kinder können entsprechend ihrem Lerntempo fortschreiten. Die Jahrgangsmischung schließt nicht aus, dass sich sowohl alters- als auch leistungshomogene Arbeitsgruppen bilden.
Soziales Lernen fördern
In der jahrgangsgemischten Gruppe entsteht ein natürliches Helfersystem, das bei den Kindern gegenseitige Achtung und Interesse entstehen lässt. Alle Schülerinnen und Schüler kommen im Laufe ihrer Schulzeit in die Rolle der Helfenden und der Hilfesuchenden. Kinder können gut voneinander lernen, da ihre Denkweisen sich oft näher sind als die zwischen Lehrern/Lehrerinnen und Schülerinnen und Schüler. Auch die Jüngeren werden in ihrem Bestreben, den Älteren nachzueifern bestärkt und motiviert.
„Um die Zukunft aufzubauen, muss auf die Gegenwart achtgegeben werden.“ Maria Montessori: Das kreative Kind, S. 174